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  1030 Getriebe zerlegen / überholen

Das Überholen des 1023/30 Getriebes läuft im Wesentlichen recht reibungslos, jedoch gibt es dennoch einige Fallstricke welche ich hier mal zusammentragen möchte.

Auf den ersten Blick scheint das Getriebe vom 1023 und 1030 gleich zu sein, doch bei genauem Hinsehen gibt es doch einige Unterschiede. Der wesentliche Unterschied ist beim Schrägkugellager der Schneckenwelle zu finden. Hier hat das 1023 Getriebe ein 3205’er und das 1030 ein 3206’er Lager verbaut, zudem gibt’s ein Unterschied im Gewinde, dazu gleich mehr. Indizien für ein 1023 Getriebe sind die beiden angeschraubten Bremshebellager. Beim 1030 Getriebe besitzen diese einen gesenkgeschmiedeten Anschraubkörper, während die des 1023 einen Vierkantstahl als Körper haben. Auch die Zapfwelle besitzt einen anderen Aufbau und die Öleinfüllöffnung ist kleiner als die vom neueren Getriebe. Auch die Getriebeentlüftung (mod. Schmiernippel?) hat eine unterschiedliche Position.

Aber auch das 1030 Getriebetyp teilt sich nochmals in die Variante mit gestecktem (neu) und festem (alt) Kardanwellenflansch. Da ein Kreuzverbau nicht ausgeschlossen ist, sollte man Gewissheit haben um welchen Getriebetyp es sich handelt, bevor man sich an die Ersatzteilbeschaffung macht. Oder noch besser „Zuerst zerlegen – messen und dann bestellen!“.

Welche Teile benötigt werden findet man übrigens >>> hier <<<



1ter Fallstrick

Das Getriebegehäuse wird ringsum mit M8’er und zwei M10’er Schrauben mit Muttern zusammengehalten. Gerne vergessen wird jedoch die auf der linken Getriebehälfte, oberhalb des vorderen Schneckenwellenlagers sitzende M6’er Schraube, die in eine Gewindebohrung der rechten Getriebegehäusehälfte greift.

2ter Fallstrick

Um das Kugellager 6204N (mit Nut) vom Schaltblock (Auf Schaltwelle) abzuziehen muss auch das davorsitzende Zahnrad abgezogen werden. Man kommt eventuell auf den Gedanken dass man beides auf einmal Abziehen könnte, also quasi den Abzieher am Kugellager ansetzt und Lager + Zahnrad auf einmal packt. Aber das Zahnrad besitzt eine Passfeder an der der Innenring vom Lager nach wenigen Bewegung zum Stehen kommt. Gibt man dann noch mehr Kraft drauf beginnt sich der Innenring in die Passfeder einzugraben… nicht schön.

3ter Fallstrick

Das Gewinde der Mutter, welche das Schräglager auf der Schneckenwelle hält. Beim 1030 Getriebe hat diese Mutter eine Schlüsselweite von 41 mm und besitzen ein Linksgewinde. Hier empfiehlt es sich unbedingt ein Schlagschrauber zu verwenden und die Mutter am besten noch im Eingebauten Zustand bei abgenommenen Zapfwellengehäuse zu lösen.

Richtig verwirrend wird es wenn man zur Abwechslung mal ein 1023 Getriebe zerlegen darf. Hier besitzt die Mutter eine Schlüsselweite von 36 mm (OK, noch nicht tragisch… aber) und besitzt zur Abwechslung ein Rechtsgewinde!

4ter Fallstrick

Wie um alles in der Welt bekomme ich das Lager 6208 zwischen dem festem (nicht gestecktem) Gelenkwellenflansch und dem Zahnradpaar (orig. Ritzel) am 1030 Getriebe (ältere Ausführung) demontiert? Auf den ersten Blick nicht ganz ersichtlich, ist der Gelenkwellenflansch auf das Ritzel aufgepresst. Dies muss zunächst auf einer Presse ausgepresst werden, mit einem Abzieher kommt man an der Stelle nicht mehr weiter. Das Bild zeigt einen möglichen Aufbau. Als Auspressdorn kann man z.B. eine 10 mm ½“-Langnuss verwenden, diese passt perfekt.


Noch ein Hinweis:

Bitte auch unbedingt die Lagersitze des Schrägkugellagers im Bereich des inneren Sicherungsrings auf Anrisse untersuchen. Die Schneckenwelle erfährt im Betrieb eine hohe Axialkraft welche über die beiden Sicherungsringe abgefangen werden muss. Insbesondere die zur Getriebeinnenseite liegende Ringnut reißt aufgrund der schwachen Wandstärke gerne aus. Ist ein Anriss zu erkennen dann empfiehlt es sich unbedingt diesen zu löten bevor es zu einem größeren Schaden kommt – >>> siehe hier <<<. Hierzu eignet sich sehr gut „Neusilber“ mit einem Schmelzpunkt von ca. 900 °C.

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[letzte Aktualisierung 05.10.2020]