Transistor
(in erster Linie als Schalter)

Grundlegendes
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Auf dieser
Seite geht es im Wesentlichen um das Thema "Der
Transistor als Schalter".
Informationen über Transistoren, deren Aufbau und die Vielfalt
der Auslegungen und Verwendungszwecke gibt
es im Netz wie Sand am Meer. Jedoch erscheinen
mir diese alle etwas zu theoretisch aufgebläht, da man scheinbar bemüht ist so viel
Information wie möglich zusammenzutragen um ja
nichts vergessen zu haben.
Jedoch interessiert sich der "einfache" Bastler
oft nur soweit für eine Thematik bis er sein
Vorhaben umsetzen kann. Genau bis dahin und
nicht weiter soll die Ausführung hier gehen.
Das Bild rechts, zeigt die beiden Grundtypen
(Kristallaufbau) von Transistoren. Diese sind NPN und PNP. Wobei die am häufigsten
anzutreffenden Typen der Gruppe NPN zuzuordnen
sind. |
Dass ein
Transistor eine verstärkende Wirkung hat ist
vielen sicherlich bekannt und daran gibt es ja auch nichts
zu rütteln. Jedoch denke ich, wenn man den Transistor
zunächst mal als einstellbare Drossel
betrachtet, kommt man
eventuell schneller dahinter, wie er
funktioniert und was man mit ihm anstellen
kann. Darum bitte ich mal für die weitere
Erklärung den Transistor als Drossel zu
betrachten. Ein Transistor hat |
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immer
drei Anschlüsse, die Basis (B), den Kollektor (C) und
den Emitter (E). Nimmt man einen Multimeter und misst
den Widerstand zwischen C und E (C-E Strecke), so wird
man einen sehr großen Widerstand messen (Drossel
ganz zu). Lässt man nun einen Strom von der Basis über
den Emitter (B-E Strecke) fließen, so wird der Widerstand kleiner (die
Drossel öffnet sich). Je höher der Strom
(B-E Strecke), desto niedriger der Widerstand der C-E
Strecke
(die Drossel wird geöffnet). Ist eine bestimmte
Stromstärke erreicht, so ist der Widerstand sehr klein
(also die Drossel ganz auf). Nun ist es so, dass der Strom der an
B anliegt im Verhältnis zum Strom steht, der über die C-E Stecke
fließen kann. Je nach Transistortyp variiert dieses
Verhältnis. So, und jetzt nehmen wir die verstärkende
Wirkung mit ins Spiel. Denn dieses Verhältnis nennt man den
Verstärkungsfaktor. Nun zu den beiden Grundtypen, NPN und PNP. Hierzu müssen wir
jetzt noch die Polarität
mit einbeziehen. Wollen wir einen Transistor durchschalten
(Drossel öffnen), so
benötigen wir bei beiden Typen eine positive (+) Spannung an
der Basis (B). Die Masse muss dann beim NPN am Emitter
(E) und beim PNP am Kollektor (C) anliegen. Mit anderen
Worten, beim NPN fließt der Basisstrom über den Emitter
ab und beim PNP über den Kollektor.
Wie in der Schaltung
unten schon zu erkennen ist, befindet sich ein
Widerstand vor der Basis. Dieser wird benötigt um den Transistor nicht zu
beschädigen und muss je nach Gegebenheiten auf die
Schaltung abgestimmt sein. Aber dazu später mehr... |
Grundschaltungen NPN
Bevor wir jetzt zu einem
konkreten Beispiel kommen, noch schnell was über die
Grundschaltungen. Je nach Anwendungsfall ist zwischen drei
Grundschaltungen zu wählen und zwar der Emitterschaltung,
Kollektorschaltung und der Basisschaltung. Da die Basisschaltung
eher im Hochfrequenzbereich (HF) Anwendung findet, klammere ich
diese mal aus und zeige hier nur die Emitter- und die
Kollektorschaltung.
Emitterschaltung |
Kollektorschaltung |
Geeignet für das Schalten
von Lasten |
Geeignet für
Signalverstärkung (Niederfrequenz/NF) |
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Merkmale: |
Merkmale: |
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- große
Stromverstärkung
- großer
Eingangswiderstand
- geringere Belastung
des Transistors
- hohe Lastspannung |
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- geringe
Stromverstärkung
- geringerer
Eingangswiderstand
- auch Verstärkung
von Wechselspannungen möglich
- kleinere
Lastspannung |
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Der Transistor als
Schalter -
Schalten einer Last mit dem NPN
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Im nun folgendem Fall
werden wir die verstärkende Wirkung des Transistors,
welcher übrigens ein NPN in Emitterschaltung ist nicht benötigen. Es werden
nur die beiden Extremstellungen "Drossel ganz auf" und
"Drossel ganz zu" angefahren. Wir nutzen den Transistor
somit quasi als Schalter. Um gleich nah an der
Praxis zu bleiben , hier mal die Aufgabenstellung: Ich
möchte mittels einem, vom PC kommenden Signal (kleiner Schaltstrom)
einen Gleichstrommotor schalten, der eine Stromaufnahme,
je nach Temperatur und Belastung von 1 - 2,5 A
hat. Hier in der Schaltung wird das vom PC kommende
Schaltsignal durch einen Schalter ersetzt.
Wegen des relativ hohen Motor-Stroms habe ich den
Leistungstransistor
BD 649 ausgewählt,
dazu später mehr.
Er hat eine Verstärkungsfaktor (Gleichstromverstärkung) von 750
(für diesen Fall prinzipiell nicht relevant aber er ist für die
Berechnung des Vorwiderstands von Nöten) und eine
Belastbarkeit von 8A. Nur so am Rande bemerkt ist er mit
ca. 0,20 Cent um ein vielfaches günstiger als ein
Relais mit entsprechender Schaltleistung. Solange man
also nur einen Schließer vom Relais nutzen würde, macht
es durchaus auch finanziell einen Sinn einen Transistor zu verwenden. So nun hätten
wir eigentlich alles beisammen bis auf eines, den Wert
des Basis-Vorwiderstands. Diesen gilt es jetzt zu
berechnen. |

Berechnung
Für Eilige die keine Lust auf
Details haben hier direkt der link zum
Onlinerechner
um den Vorwiderstand zu berechnen.
Ergänzend auch
ein Tool zum Bestimmen des nächstgelegenen
Standardwiderstand

Und wer dann sein Sortiment durchstöbern muss noch ein Tool zum
entschlüsseln der Farbcodierung
4 und 5 Ringe

Der
Basis-Vorwiderstand wird ausgehend von der
Gleichstromverstärkung des Transistors, der Schaltspannung und
vom Strom des Verbrauchers berechnet. Als Strom nimmt man den
Max. anstehenden Strom, was im Motorbeispiel 2,5A wäre.
Den
Verstärkungsfaktor (Gleichstromverstärkung) können wir aus dem
Datenblatt des
Transistors entnehmen. Siehe
auch
"Transistor auswählen". Welcher Wert noch für die
Berechnung benötigt wird, ist der Spannungsabfall an der B-E-Strecke
des Transistors. Dieser Wert ist für alle siliziumbasierende
Transistoren gleich und liegt bei 0,6 V (Germanium hat 0,2 V).
Für die
Berechnung relevante Werte sind demnach:
Schaltungsspannung 13,8 V; Gleichstromverstärkungsfaktor 750;
Schaltstrom 2,5 A; Spannungsabfall B-E-Strecke
0,6 V
Zunächst
rechnet man den Strom aus, der an der Basis anliegen soll, also
fiktiv angenommener Strom / Verstärkungsfaktor

Dann mittels Ohmsche Gesetz den Widerstand - hier den Spannungsabfall von
0,6 V nicht vergessen !

Der Vorwiderstand für die Basis wäre demnach 3960 Ohm, bzw. der
nächst gelegenste Standardwert 3,9 kOhm. Ist der nicht zur Hand,
so kann auch ein 3,3kOhm und weniger verwendet werden, siehe
hierzu den nächsten Punkt "Hinweis zur Praxis".

Hinweis zur Praxis
(Transistor übersteuern)
In
der Praxis kann man bei solch einer Schaltung für die Berechnung
von vorneherein den maximal zulässigen Strom (IC)
des Transistors zugrundelegen, ungeachtet des tatsächlichen
Stroms des Verbrauchers. Für den BD 649 wäre dies 8A. Somit
kommt man auf einen Ohmwert von 1237. Der nächstgelegene
Standardwert wäre dann 1,2 kOhm und selbst dieser könnte noch
unterschritten werden. Es ist lediglich darauf zu achten, dass
die Spannung der B-E-Strecke nicht die im Datenblatt zu
entnehmende 5 V (VEBO/UEBO)
überschreitet.
Das Übersteuern hat zwar einen negativen Einfluss auf das
Schaltverhalten hinsichtlich der Zeit, jedoch kann man das beim
Ansteuern von Motoren, Lampen, Relais... getrost
vernachlässigen.
Freilaufdiode
Beim Schalten,
eigentlich beim Abschalten von induktiven Verbrauchern wie
Motoren, Relais... usw. erzeugt die Spule eine
Induktionsspannung, die den Transistor beschädigen kann. Eine
Freilaufdiode kann im Grunde eine normale Schaltdiode sein (hier z.B. eine
1N5400x), die nur
aufgrund ihrer Funktion den Namen Freilaufdiode trägt. Im
Schaltbild zur Beispielaufgabe ist die Diode mit D1 bezeichnet
und liegt mit der Kathodenseite an Plus und mit der Anode an der
Minusseite des Motors (Spule). In der Praxis sitzt die
Freilaufdiode so nah wie möglich an der Spule, also direkt am
Motor, Relais...
Mehr zu
Freilaufdioden gibt es hier.

Kleine Zugabe zum Thema Verstärkung
Wer bis hierhin
alles verstanden hat, wird schnell auf eine Idee kommen, wie man
mittels einem Transistor die Drehzahl eines Motors regeln
könnte... Dazu
müsste man einfach in der
Formel zur
exakten Berechnung den Wert für Strom-fiktiv (war oben 8A) entsprechend
niedriger einsetzen. Wenn man dann noch anstelle des Widerstandes einen
Potentiometer verwenden würde, dann ließe sich die Drehzahl auch stufenlos
einstellen. Toll, aber..! Ganz so einfach ist es leider nicht,
denn drosselt man den Motor auf diese Weise, so fällt neben der
Drehzahl auch das Drehmoment ab und der Motor kann dann praktisch so kaum noch
belastet werden. Für diesen Fall wäre eine PWM (Pulsweitenmodulation)
das richtige. Für das Dimmen einer Glühlampe könnte man
jedoch so eine Schaltung nutzen. Besonders hierbei sollte man
sich aber auch den nächsten Punkt zu Gemüte führen.
Abschließend noch ein Hinweis
Ein Transistor
kennt nicht nur den maximalen Kollektorstrom (IC)
und die maximale Spannung (UCB/UCE)
als Grenzwerte, sondern auch noch die maximale Verlustleistung
(Ptot). Diese
berechnet sich wie folgt: P = UCE * IC und sollte nicht
dauerhaft über bzw. im Bereich von Ptot
liegen. Befindet sich der Transistor für längere Zeit in Ptot,
so wird dieser überhitzen und wird dadurch Schaden nehmen. Dies aber nur am
Rande, da das Thema dieser Seite "Der Transistor als Schalter"
ist und in diesem Fall keine Gefahr besteht. Beim
durchschalten wird der Bereich von Ptot
zwar geschnitten, jedoch nur für eine kurze Zeit,
ansonsten ist entweder IC
oder UCE
klein und der Bereich wird nicht erreicht. Ein
beherzter Bastler rechnet jedoch nicht noch weiter rum, sondern macht folgendes: Schaltung aufbauen,
Finger an den Transistor und Saft auf die Leitung... verbrennt man
sich die Finger, so sollte man seine Auslegung nochmals
überdenken ;-) |
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Transistor auswählen
Hier möchte ich kurz auf die Werte
eingehen, die neben dem
Typ die
wichtigsten Auswahlkriterien der Transistorwahl darstellen.
-
Verstärkungsfaktor - Strom - Spannung
-
Den
Verstärkungsfaktor (Gleichstromverstärkung) können wir aus dem
Datenblatt des Transistors entnehmen, Datenblätter gibt es
übrigens zu fast allen Transistoren zuhauf und kostenlos im
Internet (einfach mal nach der Typenbezeichnung googlen). Bei
den Online-Elektronik-Versandhäusern wie Conrad und Reichelt
kann man die Datenblätter gleich beim Kauf der Teile downloaden.
Nun gut, dass die meisten Datenblätter nur in englischer Sprache
erhältlich sind sollte eigentlich kein Problem darstellen aber
leider gibt es bei der Bezeichnung des
Gleichstromverstärkungsfaktor ebensoviel Umschreibungen und
Kurzkennzeichen wie Hersteller, was es dem ungeübten
Gelegenheitslöter eventuell schwer macht durchzublicken. "Forward
current transfer ratio"; " DC current gain" oder auch in Deutsch
"Kollektor-Basis-Stromverhältnis" um mal einige zu nennen. Für
die Nutzung des Transistors als Schalter ist dieser Wert nur zur Berechnung des Vorwiderstandes
relevant.
Der maximale Strom (IC) der durch
den Transistor fließen darf ist im
Datenblatt normaler weise leicht zu finden, er wird in aller
Regel als "Collector current" bzw. "Kollektorstrom" benannt und
hat das Kurzzeichen "Ic". Oft werden bei Leistungstransistoren,
wie dem hier verwendeten BD 649 auch zwei Werte angegeben, wobei
der eine für die kurzzeitige Belastung und der andere für die
Dauerbelastung zu nehmen ist.
Zur maximal zulässigen Spannung
(UCB/UCE)
findet man auf den Datenblättern in aller Regel zwei Werte. Die
Kollektor-Basis-Spannung und die Kollektor-Emitter-Spannung. Je
nach
Grundschaltungstyp ist hier der entsprechende Maximalwert zu
nehmen.
Transistortypen
Bei Transistoren
aus europäischer Produktion lässt sich anhand der Bezeichnung
einiges über den Transistor herausfinden. Diese Bezeichnung
setzt sich aus zwei oder drei Buchstaben gefolgt von zwei oder
drei Ziffern zusammen. Zumindest den Buchstaben lassen sich
hierbei eindeutig Eigenschaften zuordnen. Der erste Buchstabe
gibt das Ausgangsmaterial an:
A = Germanium;
B = Silizium;
C = Gallium-Arsenid;
O = alte Typen (Germanium)
Der zweite Buchstabe gibt einen
Hinweis auf den Verwendungstyp:
C
= Niederfrequenztransistor (bei alten Typen auch
Hochfrequenztransistor)
D = Niederfrequenztransistor
F = Hochfrequenztransistor
L = Hochfrequenz-Leistungstransistor (z.B. für Sender)
P = Fototransistor
S = Schalttransistor
U = Leistungsschalttransistor
Leistungstransistor
Die Wahl des Transistors hängt von seiner Verwendung ab. Will
man wie im obigen Fall einen relativ hohen Strom Schalten, dann
sollte man nach einem Leistungstransistor suchen der die
entsprechende Ampere über den Kollektor (Ic) schalten kann,
ohne dabei selbst nach Ampere zu riechen. Der Verstärkungsfaktor
des Transistors spielt in diesem Fall keine Rolle.
z.B.: BD 649 - BD 245
Verstärkungstransistor
Möchte man jedoch einen sehr kleinen Schaltstrom stark
verstärken, so spielt der Verstärkungsfaktor eine bedeutende
Rolle. Beispiel hierfür ist eine Lichtorgel für die
Stereoanlage. Hierbei wird der relativ schwache Strom, der
normalerweise dazu ausgelegt ist um eine Papiermembrane in
Schwingung zu versetzen derart verstärkt, dass damit eine
Glühlampe geschaltet werden kann.
Zuletzt sollte man nicht vergessen, dass ein Transistor auch nur
eine maximale Spannung in der Kollektor-Emitter-Strecke
verträgt.
z.B.: BC 548 (in A, B oder C -
unterschiedlicher Verstärkungsfaktor)

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