![]()
| Tech-Ecke / Elektronik Inhalt / Transistor (Bipolar) |
|
|
|
Bevor wir jetzt zu einem konkreten Beispiel kommen, noch kurz etwas zu den Grundschaltungen. Je nach Anwendungsfall ist zwischen drei Grundschaltungen zu wählen: der Emitterschaltung, der Kollektorschaltung und der Basisschaltung. Da die Basisschaltung eher im Hochfrequenzbereich (HF) Anwendung findet, klammere ich sie hier aus und zeige nur die Emitter- und die Kollektorschaltung.
Im nun folgenden Fall spielt die verstärkende Wirkung des
Transistors eine untergeordnete Rolle. Es werden nur die beiden
Extremstellungen „Drossel ganz auf“ und „Drossel ganz zu“
benötigt. Wir nutzen den Transistor somit quasi als Schalter. Um
gleich nahe an der Praxis zu bleiben, hier die Aufgabenstellung:
Ich möchte mittels eines vom PC kommenden Signals (kleiner
Schaltstrom) einen Gleichstrommotor schalten, der eine
Stromaufnahme von 1 bis 2,5 A – je nach Temperatur und Belastung
– hat. In der Schaltung wird das vom PC kommende Schaltsignal
durch einen Schalter ersetzt. Wegen des relativ hohen
Motorstroms habe ich den Leistungstransistor
BD 649
(NPN)
ausgewählt. Streng genommen besteht dieser Transistor aus einem
Verbund zweier Transistoren, die zu einer Darlington-Schaltung
zusammengefasst sind; man nennt ihn daher auch
Darlington-Transistor. Bis auf den Spannungsabfall in der
B-E-Strecke kann er jedoch der Einfachheit halber wie ein
einzelner Transistor betrachtet werden. Er hat einen
Gleichstromverstärkungsfaktor von 750 (sehr hoch,
charakteristisch für einen Darlington-Transistor) und eine
Belastbarkeit von 8 A. Damit hätten wir eigentlich alles
beisammen – bis auf eines: den Wert des Basis-Vorwiderstands.
Diesen gilt es jetzt zu berechnen.
Für Eilige, die keine Lust auf
Details haben, hier direkt der Link zum
Onlinerechner
Für die
Berechnung relevante Werte sind demnach: Zunächst rechnet man den Strom aus, der an der Basis anliegen soll, also fiktiv angenommener Strom / Verstärkungsfaktor
Dann mittels Ohmsche Gesetz den Widerstand - hier den Spannungsabfall von 1,2 V weil Darlington-Transistor!
Der Vorwiderstand für die Basis wäre demnach 3780 Ohm. Der nächstgelegene Standardwert ist zwar 3,9 kOhm, aber in unserem Fall geht man besser auf den 3,3kOhm bzw. eigentlich noch weiter runter, siehe hierzu den nächsten Punkt "Hinweis zur Praxis".
In
der Praxis kann man bei einer solchen Schaltung für die
Berechnung von vornherein den maximal zulässigen Strom (IC) des
Transistors zugrunde legen, ungeachtet des tatsächlichen Stroms
des Verbrauchers. Für den BD 649 wären dies 8 A. Somit kommt man
auf einen Ohmwert von 1181. Der nächstgelegene Standardwert wäre
dann 1,2 kOhm, aber auch ein 1-kOhm-Widerstand ist hier noch
völlig in Ordnung. Es ist lediglich darauf zu achten, dass die
Spannung der B-E-Strecke nicht die im Datenblatt angegebene 5 V
(VEBO/UEBO)
überschreitet.
Beim Schalten,
insbesondere beim Abschalten von induktiven Verbrauchern wie
Motoren oder Relais, erzeugt deren eingebaute Spule eine
Induktionsspannung in umgekehrter Polrichtung, die den
Transistor beschädigen kann. Eine Freilaufdiode beseitigt diese
Spannung und verhindert den Rückfluss, wodurch die Beschädigung
des Transistors vermieden wird. Diese Diode kann im Grunde eine
normale Schaltdiode sein (z. B. 1N5400x), die lediglich aufgrund
ihres Einsatzes den Namen Freilaufdiode trägt. Im Schaltbild zur
Beispielaufgabe ist diese Diode mit D1 bezeichnet und liegt mit
der Kathodenseite an Plus und mit der Anode an der Minusseite
des Motors (bzw. der Spule). In der Praxis sollte die
Freilaufdiode so nah wie möglich an der Spule sitzen, also
direkt am Motor oder Relais.
Wer bis hierhin
alles verstanden hat, wird schnell auf die Idee kommen, wie man
mithilfe eines Transistors die Drehzahl eines Motors regeln
könnte... Dazu müsste man einfach in der Formel zur
exakten Berechnung den Wert für den Strom – statt wie oben 8
A – entsprechend niedriger einsetzen. Wenn man dann noch
anstelle des Widerstands ein Potentiometer verwenden würde,
ließe sich die Drehzahl auch stufenlos einstellen. Toll,
aber...! Ganz so einfach ist es leider nicht, denn drosselt man
den Motor auf diese Weise, fällt neben der Drehzahl auch das
Drehmoment ab und der Motor kann praktisch kaum noch belastet
werden. Für diesen Fall wäre eine PWM (Pulsweitenmodulation) die
richtige Lösung. Für das Dimmen einer Glühlampe könnte man
jedoch so eine Schaltung nutzen. Besonders hierbei sollte man
sich aber auch den nächsten Punkt zu Gemüte führen.
Ein Transistor kennt nicht nur den maximalen Kollektorstrom (IC) und die maximale Spannung (UCB/UCE) als Grenzwerte, sondern auch die maximale Verlustleistung (Ptot). Diese berechnet sich wie folgt: P = UCE × IC und sollte nicht dauerhaft über bzw. im Bereich von Ptot liegen. Befindet sich der Transistor über längere Zeit im Bereich von Ptot, wird er überhitzen und dadurch Schaden nehmen. Dies nur am Rande, da das Thema dieser Seite „Der Transistor als Schalter“ ist und in diesem Fall keine Gefahr besteht. Beim Durchschalten wird der Bereich von Ptot zwar kurzzeitig erreicht, jedoch nur für eine sehr kurze Zeit; ansonsten ist entweder IC oder UCE klein und der Bereich wird nicht erreicht. Ein beherzter Bastler rechnet jedoch nicht lange herum, sondern macht Folgendes: Schaltung aufbauen, Finger an den Transistor und Saft auf die Leitung... verbrennt man sich die Finger, sollte man seine Auslegung nochmals überdenken ;-)
Hier möchte ich kurz auf die Werte eingehen, die neben dem Typ die wichtigsten Auswahlkriterien der Transistorwahl darstellen. - Verstärkungsfaktor - Strom - Spannung -
Den Verstärkungsfaktor (Gleichstromverstärkung) können wir dem
Datenblatt
des Transistors entnehmen. Datenblätter gibt es übrigens zu fast
allen Transistoren zuhauf und kostenlos im Internet (einfach mal
nach der Typenbezeichnung googeln). Bei
Online-Elektronik-Versandhäusern wie Conrad oder Reichelt kann
man die Datenblätter gleich beim Kauf der Teile herunterladen.
Leider gibt es bei der Bezeichnung des
Gleichstromverstärkungsfaktors ebenso viele Umschreibungen und
Kurzkennzeichen wie Hersteller, was es dem ungeübten
Gelegenheitslöter eventuell schwer macht, durchzublicken.
"Forward current transfer ratio", "DC current gain" oder auch
auf Deutsch "Kollektor-Basis-Stromverhältnis", um nur einige zu
nennen. Für die Nutzung des Transistors als Schalter ist dieser
Wert nur zur Berechnung des Vorwiderstands relevant.
MOSFETs, auch Feldeffekttransistoren genannt, fallen unter die Rubrik der unipolaren Transistoren und besitzen einen besonderen Aufbau. Während normale Transistoren (bipolar) stromgesteuert sind, sind MOSFETs spannungsgesteuert. Sie eignen sich sehr gut zum Schalten von Lasten und sind für den Einsatz an Mikrocontrollern die erste Wahl. Damit lassen sich problemlos Spannungen schalten, die höher als die Ausgangsspannung des Mikrocontrollers liegen. Man unterscheidet sie in zwei Grundbauformen: n-Kanal und p-Kanal, wobei es im Folgenden nur um die n-Kanal-Bauform gehen wird. Optisch unterscheiden sie sich nicht von normalen bipolaren Transistoren und besitzen ebenfalls drei Anschlüsse. Diese werden als Gate (G), Drain (D) und Source (S) bezeichnet. Auch wenn sich im Inneren etwas gänzlich anderes abspielt, könnte man sie mit einem bipolaren Transistor wie folgt vergleichen: Gate = Basis, Drain = Kollektor und Source = Emitter. Dementsprechend sehen sich die beiden Grundschaltungen sehr ähnlich..
Kommt die Signalspannung von einem
Mikrocontroller, kann man auf den Vorwiderstand verzichten.
Ebenso ist der Pull-Down-Widerstand (47 k) oft schon auf dem
Mikrocontrollerboard integriert und kann ebenfalls weggelassen
werden. Das amortisiert dann wieder den höheren
Anschaffungspreis eines MOSFETs. Schaltet er nach Wegnahme der
Steuerspannung nicht unmittelbar zurück, muss eben doch ein
Pull-Down-Widerstand eingebaut werden. Und möchte man bei hohen
Schaltlasten die Götter der EMV besänftigen, kann auch ein
Vorwiderstand (R1) eingebaut werden.
Bei Transistoren aus europäischer Produktion lässt sich anhand der Bezeichnung einiges über den Transistor herausfinden. Diese Bezeichnung setzt sich aus zwei oder drei Buchstaben, gefolgt von zwei oder drei Ziffern, zusammen. Zumindest den Buchstaben lassen sich hierbei eindeutig Eigenschaften zuordnen. Der erste Buchstabe gibt das Ausgangsmaterial an:
A = Germanium; Der zweite Buchstabe gibt einen Hinweis auf den Verwendungstyp: C
= Niederfrequenztransistor (bei alten Typen auch
Hochfrequenztransistor)
|
||||||||||||||||||||||
|
|
Die Option Drucken funktioniert erst ab Netscape V4.0 bzw. I-Explorer 5.0 !
[letzte Aktualisierung 12.09.2018]