Dieser Beitrag ist eigentlich keine klassische Bastelei, aber ich weiß nicht genau wohin mit der Seite...
Diese Seite beinhaltet:
Der Grund für diese Seite entstehen zu lassen kam aus der Frage heraus: Wie kann ich
die 3D-Bilder meiner "Fujifilm FinePix Real 3D W3" an meinem Philips
55PFL6007K/12 3D TV anschauen, ohne dazu die Kamera am Fernseher anschießen zu
müssen? Der erste Ansatz, die von der Kamera erzeugten 3D-Bilder (MPO-Format)
unverändert auf dem Fernseher anzeigen zu lassen funktionierte leider nicht.
Also musste ich herausfinden mit welchem 3D-Bildformat der Herr Fernseher
gefüttert werden möchte.
Aber eventuell finden sich ja noch weitere
Themen rund um die 3D- bzw. Stereo-Fotografie :-)
Wie bereits erwähnt liest mein Philips 3D-TV keine
MPO-Dateien, wie sie von der FinePix 3D ausgespuckt werden, er zeigt diesen Dateityp
noch nicht einmal an. Neben MPO ist auch JPS sehr gängiges
3D-Bildformat. Ein kurzer Test und siehe da, durch simples Umbenennen der .MPO Datei in .JPS wird
die Datei schon mal vom Fernseher auf dem USB-Stick gefunden. Die Wiedergabe
funktioniert jedoch wie schon erwartet so noch nicht, aber das Format welches
der TV benötigt ist schon mal bekannt. Also müssen die Bilder jetzt mit einem geeignetem Stück Software vom MPO- ins JPS-Format konvertiert werden. Das Programm der Wahl hierfür ist die Freeware
"StereoPhoto Maker". Das Tool wird ist das Schweizer Taschenmesser der
Stereofotografie- bzw. Stereoskopie-Szene und obendrein ein Musterbeispiel an
klassischer Programmierkunst. StereoPhoto Maker kommt ohne Installation oder irgendwelchen
Abhängigkeiten, mit nur 1,5 MB Größe (v4.34a) daher. Einfach die Exe doppelklicken und
los geht's. Sehr geil aber leider so gut wie nicht mehr
anzutreffen. Stattdessen gibt es heute mehrere hundert MB große Setups, die noch
viele weitere MB's aus dem Netz saugen und dann noch voraussetzen dass .Net, Java
oder sonst eine Schiss-Library in der richtigen Version auf dem Rechner
vorhanden ist. Am Ende sieht alles wunderbar modern aus, mit einer
Oberfläche die nicht weiß ob sie PC oder Smartphone sein will und einer tollen
aber gänzlich eigenen Bedienphilosophie die erst mal verstanden werden will... ich kann gar nicht soviel essen wie
ich über diese Entwicklung kotzen könnte... Egal, zurück
zum Tema. Bevor man sich nun mit dem Tool an den 3D-Bilder zu schaffen macht
sollte man
zunächst die Technik hinter den 3D-Bilder verstehen.
3D-Effekt
Ein menschliches Auge kann wie eine normale Kamera auch
nur ein zweidimensionales Bild erfassen. Erst durch Hinzunahme des zweiten Auges
sind wir in der Lage dreidimensional zu sehen, wobei unser Gehirn aus den zwei
2D-Bildern letztlich das räumliche Bild errechnet. Das gelingt, weil unsere
Augen, durch dessen Abstand die Umgebung aus zwei, leicht
unterschiedlichen Perspektiven aufnimmt.
JPS-Format
Um uns nun ein dreidimensionales Bild vorzugaukeln benötigen also
zwei 2D-Bilder, welche mit dem ungefähren Abstand unserer Augen aufgenommen
wurden und dabei das linke Bild dem Linken und das rechte Bild dem rechten Auge
vorgehalten wird. Eine JPS-Datei enthält genau eben diese beiden Bilder,
entweder nebeneinander, übereinander oder verschachtelt/verzahnt. Welche
Formatierung man hier benötigt hängt vom jeweiligen Endgerät ab und kann, wenn
man es nicht weiß durch "trial
and error" ermittelt werden. Zudem muss noch festgelegt werden ob das linke Bild
links oder rechts bzw. oben oder unten im JPS eingebettet wird. Beim
verschachteln/verzahnen werden die Bilder in einzelne Pixel-Zeilen zerlegt und
wieder zu einem ganzen Bild zusammengesetzt, wobei in der ersten und allen
ungeraden Zeilen das eine und in der zweiten und allen geraden Zeilen das andere
Bild dargestellt wird. Folglich gehen dem später zusammengesetzten 3D-Bild die
hälfte der Pixel verloren, was aber bei einem HD-Fernseher mit entsprechender
Dichte verkraftbar ist. Dieses verfahren nennt sich "Interlaced 3D". Die passive
3D-Brille sorgt nun dafür dass das linke Auge nur die ungeraden und das rechte
Auge nur die geraden Zeilen sieht (oder halt umgekehrt). Bei Fernsehern
mit Shutter-Brille kommt ein anderes verfahren zum Einsatz, hier wird die
Bildwiederholrate verdoppelt und im Wechsel einmal das linke und einmal das
rechte Bild in voller Auflösung gezeigt. Die aktive Shutter-Brille sorgt dafür dass die Bilder
dem jeweiligen Auge zugeordnet werden, indem sie mit halber
Bildwiederholfrequenz einmal das linke und einmal das rechte Bild blockiert bzw.
zulässt. Bei diesem Verfahren kommt es zu keinem Pixelverlust, folglich kommt
hier die Verschachtelung/Verzahnung nicht zum Einsatz.
OK, der Philips
PLF6xx7 arbeitet mit der Interlaced-Technik und passiver Brille. Wer jetzt aber
schlussfolgert dass der Philips mit verschachtelten Bildern gefüttert werden
will irrt sich... so wie ich es tat :-)
Die Kiste berechnet das Interlace-Bild
selbst und erwartet deshalb die Bilder in voller Pixelzahl nebeneinander. Auf die Rechts-Links-Anordnung
(L-R oder R-L) ist nicht zwingend zu achten, denn auf welcher Seite nun das rechte bzw. linke Bild zu finden ist
kann am Fernseher noch eingestellt werden. In der Grundeinstellung erwartet der
Philips die Anordnung jedoch genau andersherum als es die FinePix in
der MPO ablegt, von daher macht das tauschen halt doch Sinn. Die Anordnung oben-unten ist bei
meinem Modell ausgegraut und steht nicht zur Verfügung. Mit der Erkenntnis kann
man sich nun ans Konvertieren im StereoPhoto Maker machen.
StereoPhoto Maker
Die neuste Version von StereoPhoto Maker kann
hier
auf der Entwicklerseite heruntergeladen werden. Ich verwende die 32Bit Version,
es gibt dort auch noch eine Pro Version (64 Bit).
Um nun ein einzelnes MPO-Bild ins JPS-Format umzuwandeln
geht man wie folgt vor:
- MPO-Datei über "Datei/Stereobild
öffnen..." auswählen und öffnen
- Die Anordnung "nebeneinander"
ist beim Öffnen bereits voreingestellt, ansonsten:
"Stereo/Nebeneinander/Nebeneinander" (oder F9)
- nun auf
"Ansicht/Vertausche Links/Rechts"
- dann auf
"Bearbeiten/Bildgröße ändern..."
- unter
"Seitenverhältnis" auf "nicht beibehalten" umstellen
- dann bei X 1920 und bei Y 1080 eingeben (HD-Auflösung)
- dann
"Datei/Stereobild speichern..." auswählen
- unter "Save as type"
auf "JPS Stereo File" umstellen
-
Schieberegler für Bildqualität auf mindestens 90 oder höher stellen
- Zielordner-Ordner auswählen
- Dateiname
vergeben
- Speichervorgang mit Button [Save]
abschließen
Die Bildgröße muss nicht zwingend geändert (reduziert)
werden, jedoch bringt eine höhere Auflösung als HD keine qualitative
Verbesserung mit sich und verschlingt somit nur Speicherplatz und belastet zudem
den TV-CPU völlig unnötig. Die Bildqualität auf 90 einzustellen ist ein guter
Kompromiss zwischen Speicherplatz und Qualität.
Nun packt man das
Ergebnis auf einen USB-Stick und stöpselt ihn in den Fernseher. Wenn man nun die
JPS-Datei auswählt sollte der Hinweis kommen dass man sich nun die 3D-Brille
aufsetzen und den 3D-Knopf auf der Fernbedienung drücken soll. Hat man dies
getan und das Bild wird als Interlace angezeigt, weist aber dennoch keinen
wirklichen 3D-Effekt auf, so drückt man nochmals den 3D-Knopf der Fernbedienung
und wählt den Menüpunkt "3D - Nebeneinander" aus, falls das nicht funktioniert,
z.B. weil das Tauschen der Seiten nicht gemacht wurde, dann mal den Punkt "3D -
Nebeneinander umgekehrt" versuchen.
Hat man so wie ich nun hunderte von Bildern vor der Brust, so bietet
einem die Software die Möglichkeit einer Stapelverarbeitung, also das Umwandeln
vieler Bilder in einem Rutsch. Dazu öffnet man den Dialog über "Datei/Stapelverarbeitung..."
und nimmt folgende Einstellungen vor:
- Bei (1) wählt man den Ortner mit den vielen MPO-Dateien
- (2) Auswahl auf Nebeneinander stellen
- (3) Haken bei "Größe"
setzen und im Feld Breite 1920 und bei Höhe 1080 eintragen
- (4)
Haken bei vertausche L/R setzen
- (5) Zielordner wählen
- Button [Alle Dateien konvertieren] um zu starten
Mit StereoPhoto Maker lassen sich auch im Handumdrehen sogenannte Anaglyphenbilder erstellen, welche mit einer 3D-Anaglyphenbrillen (rot/cyan) betrachten werden können. Der 3D-Effekt ist damit auf jedem normalen TV, PC-Monitor und sogar auf Farbausdrucke erkennbar. Hierzu geht man nach dem öffnen der MPO-Datei auf "Stereo/Farb-Anaglyphen/Halbton (rot/cyan). Zum Teil kommen die Farben mit der Anaglyphen Dubois-Methode etwas besser raus. Andere im Netz schwören auf Ana-LUX Halbton, am besten einfach mal selbst damit rumspielen und das nehmen was einem am besten gefällt. Das Bild unten ist übrigens mit der Dubois-Methode erstellt worden.