Peltier-Element

Grundlegendes
Wie alle Seiten auf der Tech-Ecke
erhebt auch diese Seite und diese sogar im Besonderen keinen
Anspruch auf Vollständigkeit. Wer tiefergreifende Informationen
zum Peltier-Effekt sucht ist hier falsch am Platz, hier wird
gebastelt.
Ein Peltier-Element ist ein
elektrothermisches Bauteil welches elektrischen Strom in Kälte
und Wärme umsetzt, aber auch Kälte und Wärme in elektrischen
Strom wandeln kann. Das Ganze besteht aus zwei
Aluminiumoxidplatten, etwas Halbleitermaterial dazwischen und
zwei Anschlüsse.

Erwärmt man eine Platte und hält
dabei die andere kühl, so entsteht eine Gleichspannung an den
Anschlüssen. Tauscht man warm und kalt so dreht sie auch die
Polarität um. Umgekehrt verhält es sich wenn man Spannung auf
die Anschlüsse gibt. Dann erhitzt sich eine Seite, während sich
die andere abkühlt. Dreht man die Polarität um, dreht sich auch
die Kalt- und Warmseite. Eigentlich eine äußerst interessante
Sache und man fragt sich warum man Klimaanlagen so irrsinnig
komplex aufbaut wenn das mit so einem simplen Halbleitersandwich
auch erledigt werden kann? Der Grund ist der äußerst bescheidene
Wirkungsgrad. Insbesondere beim Kühlen und erzeugen von Strom
gibt es signifikant effizientere Möglichkeiten aber auch beim
Heizen geht der Energiebetrag verloren, welcher als Kälte
abfällt. Nichtsdestotrotz haben Peltier-Elemente ihre
Daseinsberechtigung, denn dem bescheidenen Wirkungsgrad steht
eine äußerst kompakte und simple Technik gegenüber, die sich im
Einzelfall rechtfertigt.

Peltier-Kühler
Aus KFZ-Kühl/Wärmeboxen und von
"stromlosen" Kaminventilatoren kenne ich die faszinierenden
Elemente schon seit etlichen Jahren, aber nun habe ich endlich
auch mal ein konkretes Bastelprojekt umgesetzt bei dem ein bzw.
gleich zwei Peltier-Elemente zum Einsatz kommen. Und zwar dem
"Low-Budget-Chiller"
für meinen K40-Lasercutter. Um die Thematik ein wenig zu
beleuchten entstand auch diese Seite hier und wie all meine
Seiten erhebt auch diese nicht den Anspruch auf Vollständigkeit,
nur soviel dass es zum Umsetzen von Bastelprojekten reicht.
Wirkungsgrad beim Kühlen
Oft wird für Peltier-Elementen ein Wirkungsgrad von 0,1 (10%)
genannt aber nicht für welchen Einsatz? Kühlen, Heizen,
Stromerzeugen? Theoretisch entsteht in gleichen Teile Wärme auf
der einen Seite und Kälte auf der anderen Seite. Je mehr Strom
fließt, desto mehr Kälte aber auch mehr Wärme wird erzeugt. Da
die Wärme allerdings von der heißen auf die kalte Seite
überschlägt, verschiebt sich das Verhältnis hin zu einem
schlechteren Wirkungsgrad. Die logische Konsequenzen ist demnach
die Wärme auf der heißen Seite so effektiv wie möglich
wegzuschaufeln.
Es gilt: Je mehr Ampere ich in das Modul schicke, desto größer
muss der Kühler gewählt werden - desto schlechter ist aber
gleichzeitig der Wirkungsgrad. Man kommt hier, je nach Kühlung
der heißen Seite schnell in einen Bereich wo der Wärmeeintrag
zur Kalten Seite größer ist als der gewonnene Kühleffekt,
weshalb dann nur noch Strom verbraten wird und sich keine
erhöhte Abkühlung der kalten Seite einstellt. Übertreibt man es
wird sich sogar der gegenteilige Effekt einstellen und die
Temperatur beginnt auf der kalten Seite wieder zu steigen. Es
gilt also den, zum Kühler passenden Optimalwert der Stromstärke
zu finden, dazu mehr unter
Abstimmung der Komponenten.
Dimensionierung Kühler und Peltier-Element
Welchen Wirkungsgrad ich jetzt letztlich für das TEC-Element
annehmen darf bleibt sehr schwammig, auch die Berechnung von
Kühlkörpern in eine Wissenschaft für sich. Weshalb ich empfehle
das Ganze wie folgt auszulegen: Je größer desto besser.
Das was an Kühler machbar ist, sie es limitiert durch den
Bauraum oder Geldbeutel, umsetzen. Ein Lüfter ist quasi Pflicht
aber auch eine Wasserkühlung darf in Betracht gezogen werden,
wenn man das Optimum herausholen möchte bzw. muss. Überkühlen
kann man das Element nicht :-).
Bei der Auswahl des Peltier-Element gilt das gleiche, wenn man
es über einen Leistungsregler ansteuert, was ich bei der
Auslegungsmethode dringend empfehle. Als Leistungsreglung kann
ein ausreichend dimensionierter und regelbarer DC-DC Wandler
genommen werden.20 A Varianten bekommt man im Netz für 10 EUR
und weniger. Wenn man die Peltier-Elemente günstig kauft, dann
sollte man ohne hin immer ein paar Nummern größer kaufen, dazu
gleich mehr.
Vorab ein
Test an realer Hardware
Ein TEC1-12706 hat
eine max. Belastbarkeit von 6A und 15V und eine max. Leistung
von ca. 60W. Bei
meinen Tests, mit ausgeglichener Temperatur zwischen Warm- und
Kaltseite, also DeltaT=0 und Raumtemperatur ca. 23 °C messe ich
bei 12V einen Strom von 2,7 A, welcher mit steigendem
Temperaturunterschied an den Außenplatten stetig abfällt. Bei
ca. 55 °C auf der Warmseite und 5 °C auf der Kaltseite sind es
dann noch 2,2 A. Laut Datenblatt sollte sich bei den Bedingungen
aber ein Startstrom von ca. 5 A zeigen, das ist nicht das was
ich erwartet hätte?

Das Bild zeigt übrigens nur meinen
schnellen Testaufbau bei 12V und ungedrosseltem Strom. Der
Kühler ist definitiv für ein TEC1-12706 zu klein und bei
Regelung der Spannung sollte der Lüfter nicht mit
heruntergeregelt werden, sondern immer seine Nennspannung
erhalten, damit er auch ordentlich Luft schaufelt.
Des Rätsels Lösung zu den nicht plausiblem Strom?
Wahrscheinlich
wurde ich mit dem TEC1-12706 einfach nur verarscht und es ist in
Wahrheit ein umgelabelter 04'er oder gar 03'er. Das bei den Element-Typenbezeichnungen wohl
öfter gemogelt wird zeigen auch die zahlreichen negativen Bewertungen
bei den Billig-Angeboten der allseits bekannten Onlineverkaufsplattformen.
Es ist zugegebenermaßen schon sehr auffällig, dass gleiche
Elementtypen bei einem Seriösen Online-Händler, wie bspw. Conrad
beinahe das 10-fache kosten.
Entweder greift man einmal tief in die Tasche oder man
kalkuliert es eben ein über den Tisch gezogen zu werden und ordert
bei billigen entsprechend eine
paar Nummern größer. Letzteres war jetzt mal
meine Devise, weil selbst 3x billig ist immer noch
deutlich günstiger als zwei mal seriös - jo, scheiß Einstellung
ich weiß :-/ ... und es kann auch ganz anders kommen,
siehe: Nachtrag vom
09.04.2023
Abstimmen der Komponenten
Nachdem das Peltier-Element am Kühler verschraubt bzw.
geklemmt ist kann man sich an das Herantasten der optimalen
Einstellung machen. Dabei tastet man sich mit der Spannung
(einstellbarer DC-DC-Wandler) von unten nach oben heran. Mit
steigender Spannung wird sich auch ein höherer Strom einstellen.
Nach jeder Erhöhung der Spannung sollte man dem Peltier-Element
Zeit geben sich einzupendeln. Erfolgt trotz Erhöhung der Spannung
und somit auch des Stroms keine weitere Abkühlung auf der kalten
Seite, so hat man den Optimalen Punkt überschritten und stellt
wieder auf die unmittelbar zuvor eingestellte Spannung zurück.
Aber diese Einstellung bezieht sich dann nur auf die aktuell
gegebenen Einflussbedingungen, insbesondere auf die
Umgebungstemperatur. Die Abstimmung sollte also bei der höchsten
anzunehmenden Umgebungstemperatur stattfinden, da hier der
Kühler weniger effektiv die Wärme abgeben kann als bei kalter
Umgebung.
Zum Schluss sei eventuell noch erwähnt, dass zum halten einer
Bestimmten Temperatur das Modul am einfachsten ein- und
ausgeschaltet werden kann, z.B. mit dem
XH-W301. Wobei die TEC Elemente
es nicht sonderlich mögen permanent ein- und ausgeschaltet zu
werden. Aber die Regelung über ein Spannung/Strom bzw. PWM ist
im Gegenzug auch aufwendiger. Je nach Hersteller werden 100.000
- 120.000 Schaltzyklen angegeben.
Eine Reglung der Mindesttemperatur ist besonders beim Kühlen von
Elektronikbauteilen wie CPU's wichtig. Denn bei wenig Gegenwärme
vom CPU kann die Temperatur unter den Taupunkt sinken und sich
Kondenswasser bilden.

Nachtrag 09.04.2023:
Nachdem ich nun insgesamt 8 günstige Peltier-Element mit 3
unterschiedlichen Leistungsstufen vor mir habe, möchte ich mal
die gemessenen Werte hier aufzeigen. Alle Elemente wurden
jeweils paarweise beim größten Online-Marketplace der westlichen
Hemisphäre geordert. Der Erste Satz TEC1-12706 war in einem
Kühlermodul verbaut (siehe
"Low-Budget-Chiller"),
zwei weiter TEC1-12706 lagen noch in der Schublade (? EUR) von
einem Test aus dem nie ein Projekt wurde. Dann habe ich noch je
ein paar TEC1-12709 (10 EUR) und TEC1-12715 (12 EUR)
nachgeordert. Hier nun die gemessenen Anlaufströme in der
Übersicht:
Charge |
Typ |
Element 1 bei 12V |
Element 2 bei 12
V |
Element 1 bei 15V |
Element 2 bei 15V |
1 |
TEC1-12706 |
2,6 A |
2,8 A |
3,5 A |
3,6 A |
2 |
TEC1-12706 |
3,7 A |
6,4 A |
4,6 A |
7,9 A |
3 |
TEC1-12709 |
4,5 A |
4,4 A |
5,4 A |
5,3 A |
4 |
TEC1-12715 |
> 10 A |
> 10 A |
- |
- |
Da mein
Labornetzteil nur 10A kann, bleibt der Piek vom TEC1-12715
im Ungewissen. Die Charge 3 und 4 stammen vom gleichen
Händler. Die 09'er sind maximal umgelabelte 06'er, die 15'er
hingegen könnten eventuell sogar hinkommen. Interessant ist
der Ausreißer aus Charge 2, eventuell wollte man da einen
08'er auf einen 12'er oder so umlabeln und hat sich dann
vertan :-)
Wie auch immer, man sieht jedoch ganz klar eines:
Billig kaufen ist ne reine Glückssache.

|